Zur Geschichte der IVW - Vorreiter USA
Aufbau und Aufgabenstellung der IVW gehen auf eine Idee zurück, die in Folge der industriellen Revolution Anfang des letzten Jahrhunderts in den USA entstanden ist. Die Erfindung des Fließbandes machte die Massenproduktion von Gütern möglich. Die Fabrikanten mussten für ihre in hohen Stückzahlen produzierten Konsum- und Gebrauchsgüter neue Absatzmärkte erschließen. Zur werblichen Ansprache potentieller Käufer schalteten die Unternehmer verstärkt Inserate in den Zeitungen des Landes. Im boomenden Anzeigengeschäft mehrten sich bald die Konflikte. Immer häufiger wurden die Angaben von Verlagen zur Auflagenhöhe ihrer Presseerzeugnisse durch Anzeigenkunden oder die Konkurrenz angezweifelt und Verleger als "circulation liar" verdächtigt. Um diese Kaskade des Misstrauens am Anzeigenmarkt zu stoppen, wurde im Mai 1914 in den USA das erste "Audit Bureau of Circulations" ins Leben gerufen. Die Idee dahinter war – und ist es heute noch – ebenso einfach wie zwingend: Die Verlage legen auf freiwilliger Basis gegenüber dem "Büro für Auflagenkontrolle" ihre Geschäftsbücher offen und lassen so ihre Angaben zur Höhe und Zusammensetzung der Auflagen ihrer Pressetitel von neutraler Stelle überprüfen. Die Regeln für das Kontrollverfahren sind transparent und beruhen auf einheitlicher Bewertung und Zählweise sowie klar definierten Auflagenkategorien. Die Auflagenzahlen der geprüften Zeitungen und Zeitschriften werden gebündelt zu festen Terminen veröffentlicht. Die Kontrolleinrichtung arbeitet als Non-Profit-Unternehmen und steht als so genanntes "joint industry committee" unter der gemeinsamen Aufsicht der am Marktgeschehen Beteiligten. Für die USA waren mit Gründung des ersten "Audit Bureau of Circulations" die notwendigen Strukturen für einen funktionierenden Anzeigenmarkt geschaffen. Die werbungtreibenden Anzeigenkunden hatten nunmehr verlässliche Zahlen darüber, welche Medialeistung bei einer Anzeigenschaltung erwartbar ist, d.h. wie oft ein Presseerzeugnis bislang gedruckt, verbreitet und verkauft wurde. Zugleich war für die Verlage ein Marktstandard eingeführt, der die grundlegende Werbeträgerleistung ihrer Pressetitel mit denen der Mitbewerber vergleichbar machte und den Wettbewerb um Anzeigenaufträge auf eine klare Grundlage stellte.